Schöne neue Gamingwelt

Schön wars doch damals, zur guten alten Zeit, als man Computerspiele einfach so im Laden kaufen konnte um sie dann Zuhause genüsslich zu zocken. Diese Zeiten sind dann wohl leider vorbei. Diese schleichende Entwicklung viel mir dann allerdings erst jetzt nach einer ganzen Weile Zockerabstinenz so richtig auf. Über die Weihnachtsfeiertage kam ich, wie bereits beschrieben, auf die Idee ein wenig Abstand von der ganzen Admingeschichte zu bekommen und ein wenig zu zocken. Was mir dieses „ein wenig Zocken“ allerdings so an Privatsphäre abverlangte wurde mir so richtig erst klar als es längst zu spät war.

Begonnen hat die ganze Zockersession mit Hitman: Absolution, einem Spiel das ich mir spontan im Media Markt zulegte. Zuhause angekommen stellte ich bei der Installation fest das für dieses Spiel Steam notwendig wird. Steam, für alle die sich damit noch nicht auseinandergesetzt haben, ist eine Art Verwaltungstool für Spiele mit integriertem Chatclient, Freundebrowser usw. Ein Soziales Netzwerk für Spieler eben. Passenderweise wird einem in Steam nicht nur Angezeigt welche Freunde gerade Online sind sondern auch was sie denn gerade spielen und welche „Errungenschaften“ in dem Spiel bereits frei gespielt wurden. Natürlich erfährt man auch wann. Steam verfügt nach der Anmeldung über einen nahezu kompletten Datensatz der Spieler, angefangen mit Name und Adresse über das Geburtsdatum bis hin, was ich für besonders krass halte die Spielzeiten.Aber auch die Errungenschaften haben es in sich, wenn sich der Kollege morgens etwas später zur Arbeit schleppt lohnt eventuell ein Blick auf sein Steamprofil um den Grund für die Verspätung zu erfahren.

Ein Screenshot meines Steamclients

Wie man an meinem Stamclient unschwer erkennen kann habe ich den schon eine ganze Weile und es ist auch schon das ein oder andere Spiel darin gelandet. Praktischerweise ist es über das Steamkonto auch jederzeit möglich die Spiele wieder herunterzuladen und mit Updates zu versorgen. Der Kauf von Spielen ist darüber natürlich auch Problemlos möglich, seit kurzem sogar ohne seine Kontodaten oder Kreditkarte anzugeben. Seit geraumer Zeit sind in einigen Geschäften prepaid Karten erhältlich. Wer also noch nicht ganz paranoid geworden ist und es unter Umständen auch schafft seinen Accountnamen vor Kollegen und/oder Chef geheim zu halten wird mit Steam zumindest lästige Suchereien und natürlich den nervigen CD Kopierschutz schnell und zuverlässig nach.

Das zweite Spiel mit dem ich mich über die Feiertage intensiver beschäftigte war das gute alte WoW. Seit neustem auch mit eigenem Gameclient der ähnliche Funktionalitäten bietet wie Steam. Nur der Chat fällt hier flach. Battle.net bzw. Blizzard gehen allerdings bei ihrem Onlinekonto noch einen deutlichen Schritt weiter. Bei Battle.net ist inzwischen nicht nur meine komplette Anschrift und die Kontodaten hinterlegt, hier wollte man inzwischen auch schon eine Ausweiskopie von mir sehen. Auch hier ist also Blizzard bestens gerüstet um sich schöne Profile seiner Spieler zurecht zu basteln. Auch mit den Errungenschaften ist es ähnlich wie bei Steam. Bei Blizzard sind die „Profile“ allerdings an Spielcharaktere gebunden, dafür aber komplett öffentlich. Für jeden ausser Blizzard bedeutet das also neuer Spielcharakter neue Identität.

Auch Blizzard hat inzwischen seinen eigenen Gameclient

Neben WoW werden über diesen Client auch alle anderen Spiele von Blizzard Entertainment verwaltet. Steam muss ich allerdings gegenüber Blizzard zugute halten das die Anzahl der Emails die ich von Steam unaufgefordert erhalten habe exakt 0 ist. Bei Blizzard dürfte die Zahl in den fast 4 Jahren in denen ich dort ein Konto habe inzwischen deutlich 2 Stellig sein. Neben der üblichen Aktionswerbung kommen hier auch ständig nette „komm doch zurück“ Mails wenn man seinen Account und damit sein Spielzeitabo eine Weile still legt. Nunja, zurück zu den Profilen bei den Chars, für alle die zu faul sind sich selbst eins heraus zu suchen hier mal ein Screenshot von meinem.

Screenshot meines Hunteraccounts im Battle.net

Inzwischen wurde im Battle.net zumindest die Uhrzeit und der RSS-Feed abgeschafft. Auch hier also eigentlich kein großer Grund zur Besorgnis. Ein etwas unangenehmer Beigeschmack bleibt dann allerdings doch noch irgendwo.

Wo wir gerade beim unangenehmen Beigeschmack gelandet sind, das beste meiner Zockererlebnisse habe ich mir bis zum Ende aufgespart. Wie ich in einem früheren Artikel bereits erwähnt hatte bin ich inzwischen stolzer Besitzer einer neuen Grafikkarte. Bei dieser Grafikkarte lag als „Gratisbeilage“ ein Spiel, namentlich Battlefield4. Jetzt könnte man annehmen das irgendwo in dieser riesigen Verpackung eine DVD oder ähnliches steckt das man zu diesem „gratis“ Spiel kommt. Falsch gedacht. Um an dieses Spiel zu kommen steht einem ein echter Spiessrutenlauf bevor. Zunächst ist da die Registrierung beim Verkäufer, natürlich mit voller Anschrift und Rechnungsnummer, ist dann dieser Vorgang erfolgreich beendet bekommt man von seinem Verkäufer einen link zu AMD. Nachdem man sich auch dort ein Konto angelegt hat, mit dem dezenten Hinweis das ein Datenabgleich mit dem Verkäufer erfolgt, erhält man relativ schnell eine Email die wieder einen Code enthält. Diesmal einen Origin Code und natürlich auch der entsprechende Downloadlink für den Origin-Client.

Origin_tool

 

Natürlich ist auch bei Origin ein eigenes Konto fällig. Für diese Gratisbeilage gibt es also 3 Firmen die gern meine kompletten Daten hätten, zumindest eine davon wird mich auch in der kompletten Spielzeit begleiten. Auch bei Origin wird der Spielfortschritt online festgehalten. Soweit ich das bisher beurteilen kann allerdings zumindest nicht öffentlich einsehbar. Was mir jetzt an Emails die nächsten Monate ins haus steht möchte ich ehrlich gesagt gar nicht wissen, da ich für die meisten der Konten allerdings eine spezielle Adresse verwendet habe wird sich das sehr schnell herausstellen. Fest steht nur das ich nur um ein wenig zu zocken bei insgesamt 5 Firmen meine komplette Anschrift und eine gültige Emailadresse hinterlassen musste, eine der Firmen Verfügt darüber hinaus noch über meine Kontodaten. Was diese Firmen sonst noch an Daten sammeln kann ich im Moment noch nicht wirklich beurteilen. Zumindest bei WoW bin ich mir allerdings ziemlich sicher das dort auch die Chats an entsprechender Stelle ausgewertet werden, wenn schon nicht durch Blizzard dann doch zumindest durch andere Bedarfsträger.

Was ich jetzt aus dem ganzen an Lehren ziehen soll it mir selbst im Moment noch nicht wirklich klar. Auf der einen Seite hat jeder einzelne dieser Clients seine Vorteile. Kein lästiges CD suchen, kein Kopierschutz mist, keine Spielstände die verloren gehen (Jupp, auch Steam speichert bei einigen Spielen die Spielstände in der Cloud) usw. Auf der anderen Seite muss es mir nicht unbedingt gefallen das Firmen Daten darüber erheben was ich wie und wann zocke. Gibt es eigentlich schon irgendwo eine belastbare Studie darüber wie viel ich wie lang welches Killerspiel spielen muss um als Amokläufer zu gelten? Meine Zockerseite ist nach der Urlaubszeit jetzt zumindest erstmal wieder eine Zeit lang zufrieden gestellt und ich kann die Tools wieder von meinem Rechner werfen.

Brechthold
Brechthold gehört zu dem Gründungsteam von Contempt-it . Nach ein paar Jahren der Abstinenz jetzt wieder zurück im Adminteam um ein wenig Ordnung zu schaffen. Zu seinen Lieblingsthemen gehören Honeypots, IDS-Systeme und Servermonitoring. Neben seiner Arbeit im Adminteam werkelt er noch an seinem Brechtblog

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