Ich hielt Mittelaltermärkte bisher eher für Zeitverschwendung bzw. nicht wirklich für etwas womit ich meine Freizeit verbringen wollte. Doch diesen Samstag wurde wurde ich von Freunden auf genau so eine Veranstaltung geschleift. Aufgrund meines akuten Zeitmangels versuche ich das erlebte hier an dieser Stelle zu verarbeiten anstatt mich zu einem Fachmann für solche Traumata zu begeben.
Es begann wie ein ganz normaler Samstag, mit Arbeit. Ich wühlte mich also ganz gemütlich durch meine Serverlogs und versuchte dafür zu sorgen das in meiner kleinen heilen Technikwelt alles seinen gewohnten Gang geht. Nach einigen Stunden rief mich dann der Hunger zurück in das normale Leben. Da es schnell gehen musste mit der Nahrungsaufnahme ging es für mich erst einmal zu nächsten Fastfood schuppen bei dem ich mich halbwegs regenerieren konnte. Erst einmal an die frische Luft und das schöne Wetter gewöhnt viel es mir schwer wieder in mein Kämmerlein zurückzukehren und mich den Problemen der digitalen Welt zu widmen. Also stellte sich mir die Frage wie ich den Rest des Tages an der frischen Luft hinter mich bringen konnte. Ein paar Anrufe später stand dann auch schon ein passender Plan.
Aktuell befand sich in der Stadt ein Mittelaltermarkt, direkt am Badesee. Bereits zwei Jahre in Folge ist Lampertheim jetzt Ziel dieses Events und wie bereits im letzten Jahr war meine eigentliche Absicht mich von diesem Event fernzuhalten. An diesem sonnigen Tag begannen meine guten Vorsätze allerdings ein wenig zu bröckeln, ein bis zwei Bier an der frischen Luft und das würde schon werden. Ich beschloss also mit 2 Freunden dem Mittelaltermarkt eine Chance zu geben. Eventuell werde ich ja doch noch eines besseren belehrt was den Umgang mit solchen Ereignissen angeht.
Kaum war der Entschluss gefasst schon setzten wir uns in Bewegung zu dem etwas anderen Event. Direkt nach der Parkplatzsuche begegneten uns auch schon die ersten „gewandeten“ Gestalten die sich entweder auf dem Weg zum Event oder von dort auf dem Weg nachhause befanden, ein seltsames Völkchen. Dank Peter Jackson scheinen sich alte grauhaarige Zauberer in der Szene wieder einiger Beliebtheit zu erfreuen. Die Umsetzung weist an dieser Stelle meist deutlich mehr Ähnlichkeit mit Catweazle als dem angestrebten grauen Zauberer auf, aber ich will mal nicht zu gehässig sein. Endlich am Eingang angekommen musste ich feststellen das für die kurze Zeitreise ins Mittelalter auch ein kleiner Obolus von 9,5 Talern zu entrichten war. Nicht wirklich ohne, aber eventuell den Spaß wert. Mit leichten Kopfschmerzen entrichtete ich also meinen Wegezoll um mich den Freuden des Mittelalters hinzugeben.
Der Markt selbst bot für mich recht wenig Interessantes da mein Interesse an Schmuck und Mittelalterlicher Handwerkskunst eher gegen Null geht. Neben dem üblichen Zeug das sich auch auf jedem Jahrmarkt findet wurden hier Bögen, mittelalterliche Kleidung und Teile von Rüstungen versucht an den Mann zu bringen. Wo ich gerade bei Rüstungen bin muss ich an dieser Stelle ebenfalls erwähnen das bereits nach den ersten 5 Minuten auf dem Markt die erste wandelnde Blechdose meinen Weg kreuzte. Ich bezweifele einfach einmal das sich selbst im Mittelalter jemand zum Spaß in eine solche Rüstung begeben hat. In der Neuzeit wirkt eine solche Rüstung allerdings noch lächerlicher. Bei neuzeitlichen Auseinandersetzungen dürfte eine solche Montur nur dem Zweck dienen das sich das Ziel nicht zu schnell bewegt. Irgendwann sollte ich bei einer unbemannten Ausführung einer solchen Blechdose einmal einen Realitätsabgleich mit einer 10mm Kugel machen. Ich tippe darauf das aus der Rüstung in unter 10 Sekunden eine Gießkanne wird. Selbst bei zusätzlicher Verwendung eines Kettenhemdes dürfte ein Treffer im Brustbereich für ein recht schmerzhaftes Ende des „Insassen“ bedeuten.
Nach dieser kurzen Abschweifung in ballistische Annahmen der Neuzeit aber zurück zu mir auf dem Mittelaltermarkt. Als ich einen Großteil der Stände durchgesehen hatte kam für mich der ersehnte Lichtblick, das Schankzelt. Meine beginnenden Kopfschmerzen und die dort auf der Bühne dargebotene Musik gingen zwar nicht wirklich zusammen doch der bevorstehende Anstieg meines Alkoholpegels verlieh mir die Kraft es eine Weile zu ertragen. Zum einstieg genehmigte ich mir ein dunkles Bier, was zumindest kurzzeitig meinen Gemütszustand auf ein erträgliches Level anhob. Ich hatte so etwas wie Spaß und setzte mit meinem Bier in der Hand meinen Weg über den Markt fort. Es wurde Zeit für den gemütlichen Teil, ein besuch beim Metmann zwecks Verkostung seiner Waren.
Der Metmann war ein echtes Highlight an diesem Tag, dort gab es alles was mein angeschlagener Kopf zu diesem Zeitpunkt brauchte. Met mit Waldmeister, Met mit Gin, Met mit Chili und natürlich mein persöhnlicher Favorit nach der Verkostung Met mit Whisky. Ich war im 7ten Met Himmel und meine Laune stieg langsam auf ein Maß an bei dem ich sogar bereit war die personifizierung von Link aus den Zelda spielen auf einem Mittelaltermarkt ohne bösartigen Kommentar zu akzeptieren. Am Ende der Verkostung legte ich mir noch einen kleinen Vorrat Met mit Whisky sowie eine Flasche Met mit Chili zu um zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal das beste des Mittelaltermarktes genießen zu können. Hier noch ein kleines Foto meiner neuesten Köstlichkeit.
Vom Met beschwingt beschloss ich mir das Unterhaltungsprogramm des Marktes einmal näher anzusehen. Auf dem Programm Stand zu diesem Zeitpunkt ein Schwertkampfduell, um es genau zu sagen zwei Kontrahenten die mit stumpfen Klingen versuchten möglichst kunstvoll auf ihre Schilde einzustechen und zu schlagen. Bereits nach wenigen Minuten verlor sich mein Interesse an diesem Schauspiel wieder, Zeit noch die letzten paar Stände zu erkunden.
Kurz vor dem Ausgang entdeckte ich dann doch noch eine Beschäftigung die das Potential hatte mir den Tag noch ein wenig angenehmer zu machen, Axtwerfen. Zu dritt begannen wir ein Holzbrett aus einiger Entfernung mit Äxten zu bewerfen. Irgendwie fehlte es mit wohl an Übung da meine ersten Würfe zwar nicht schlecht trafen, es fehlte aber ein wenig an „Wucht“. Bei meinem letzten Wurf legte ich deutlich mehr Kraft hinein verpasste aber den Zeitpunkt des Werfens um Haaresbreite weshalb ich der Familie der Ameise die ich versehentlich durch diesen Wurf skalpierte hier mein tiefstes Mitgefühl aussprechen möchte.
Mit dieser Niederlage endete dann auch mein kurzer Besuch im Mittelalter der sich wohl nicht so bald wiederholen wird, außer natürlich meine Metvorräte neigen sich schneller dem Ende als ich denke. Wer selbst einmal in den Genuss des köstlichen Mets vom Metmann kommen will dem seien entsprechende Mittelaltermärkte hier in der Gegend zur Verköstigung empfohlen bzw. wer meiner Empfehlung des Met mit Whisky folgen will dem sei die Webseite des Metmann für Bestellungen ans Herz gelegt.