M31 Frankfurt

Letzten Samstag, am 31.03 begab ich mich wie viele andere auch zur Anti-Kapitalismus Demo M31 in Frankfurt. Wie man bereits aus der Presse erfahren verlief diese Demo nicht ganz so friedlich wie ich das eigentlich im Vorfeld erwartet hatte. Bereits nach wenigen Metern begannen einige aus der Anonymität der Demo heraus die Polizei mit Rauch- und Farbbomben zu bewerfen. Diese Zeigte sich zu diesem Zeitpunkt noch eher geduldig und lies es über sich ergehen. Einige Minuten später gingen die ersten Fensterscheiben zu Bruch weil einige der Demonstrationsteilnehmer sie mit zuvor aus der Straße gelösten Pflastersteinen bearbeiteten. Die Stimmung wurde langsam etwas gereizter. Wir sahen eine Leutchtfackel in einen unbeteiligten Passantenhaufen fliegen und fragten uns was der Mist eigentlich soll. Zu diesem Zeitpunkt verließen bereits einige der Teilnehmer mit denen ich gekommen war die Demo da ihnen die Ausschreitungen zuweit gingen. Für mich war spätestens an diesem Punkt auch eine klare Grenze überschritten. Ein gewisses Maß an Aggression gegenüber der Polizei kann ich durchaus noch tolerieren und verstehen aber auf absolut unbeteiligte zu werfen geht ganz eindeutig zuweit. Versteht mich jetzt nicht falsch auch Polizisten zu bewerfen ist nicht gerade die feine Art, aber es macht für mich nochmal einen deutlichen Unterschied ob irgendein Unterbelichteter eine Rauchbombe in Richtung eines Polizisten im Kampfanzug mit Schild und Helm wirft oder eine Leuchtfackel in einen Haufen Passanten die halt zufällig mal in der nähe der Demo stehen.

Ich und zwei Freunde beschlossen zumindest nach kurzer Beratung weiter in der Demo zu bleiben, in der Hoffnung das es sich langsam wieder beruhigen würde. Es kam irgendwie anders.

Nach ein paar hundert Meter ging es weiter mit der Zerstörung von ein paar Glasscheiben an einem Gebäude, die Polizei war mittlerweile sichtlich angepisst und begleitete die Demo auf beiden Seiten was die Stimmung nicht gerade verbesserte. Kurz darauf kam es zum Zugriff, etwa ein dutzend Polizisten stürmten in die Demo, trennten den hinteren teil der Demo ab und kesselten eine Gruppe von Menschen in der nähe des hinteren Lautsprecherwagens ein.

Ab diesem Zeitpunkt war ich hauptsächlich damit beschäftigt der Polizei auszuweichen soweit es ging und mich bis zum Anfang der Demo vorzuarbeiten, möglichst weit weg von den Ausschreitungen. So mussten wohl auch einige der anderen friedliebenderen Demonstranten gedacht haben denn während im hinteren Teil der Demo die Hölle losbrach wie ich später auch auf einigen Videos sehen konnte war es am Anfang der Demo relativ friedlich, gut auch hier Standen massenweise Polizisten in wenig vertrauenserweckender Montur doch irgendwie wirkte diese Gruppe auf mich etwas weniger beunruhigend als ihre Kollegen mit denen ich es noch vor ein paar Minuten zu tun hatte. Wir setzten uns auf eine Mauer und warteten darauf wie es jetzt weitergeht.

Bild der Demospitze kurz nach der Eskalation

Der vordere Teil der Demo, weigerte sich ohne die eingekesselten Kameraden weiterzuziehen, die Polizei weigerte sich die eingekesselte Gruppe weiterziehen zu lassen weil sie bei einigen der Personen angeblich diverse Waffen gefunden hat. Diese Pattsituation hielt ca. 1 1/2 Stunden an.

Nach dieser Zeit kam langsam wieder Bewegung in die Demo, es wurde von der Demoleitung beschlossen und angesagt das wir anstatt wie geplant zur neuen EZB in die Innenstadt abbiegen um dort gegen die Polizeigewalt zu demonstrieren. Natürlich konnte die Frankfurter Polizei das nicht wirklich zulassen. Es kam wie es kommen musste, ein paar hundert Meter weiter vorne wurde die Demonstration von der Polizei gestoppt und aufgelöst.

Ende-M31-Demo

Ich hatte mich bereits kurz vorher für einen anderen Weg entschieden da ich schon ahnte das uns die Polizei nicht mehr wirklich weit kommen lässt ausserdem konnte ich so etwas Abstand zwischen mich, die Polizei und die Randalierer die ziemlich sicher noch in der Demo wahren bringen.

kurz bevor die M31 Demo zum letzten mal gestoppt wurde

 

Nach dem Ende der Demo beschlossen wir noch auf einen Sprung im Frankfurter Occupy Camp vorbeizuschauen. Auf dem Weg zurück ins Camp begegneten uns immerwieder Polizei und einige Randalierer die sich an Mülltonnen zu schaffen machten. Auf dem Weg konnten wir uns Teile der Schäden die durch die Demo entstanden sind noch einmal genauer anschauen.

M31-teilweise-eingeschlagene-scheiben

Viel länger hätten wir auch nicht trödeln dürfen denn kurz nachdem wir im Camp eingetroffen wahren sahen wir dabei zu die die Polizei damit begann die Durchgänge Links und Rechts der EZB zu verammeln und auf jeder Seite einen Wasserwerfer in Stellung brachte. Ein kurzer Blick auf Twitter lieferte uns die Erklärung, in der Stadt kam es anscheinend weiter zu heftigen Ausschreitungen und einige Demonstranten machten sich anscheinend auf den Weg zur EZB.

Polizeiaufgebot an der EZB

Im Camp fühlten wir uns aber erst einmal außer Gefahr, an die Mauer aus Polizisten hatten wir uns mittlerweile ja schon fast gewöhnt, ausserdem verbreitete das Camp eine durchaus friedliche Stimmung.

Occupy Camp in Frankfurt am Tag der M31 Demo

Nachdem wir uns eine Weile erholt hatten begaben wir uns zum Bahnhof und sahen zu das wir wieder zurück nach Hause kommen. Der Tag war lange genug. In Frankfurt scheint es noch bis spät in die Nacht zu Ausschreitungen und Konfrontationen zwischen Randalierern und Polizisten gekommen zu sein. Was jetzt allerdings der genaue Auslöser für die Randale war kann ich auch nicht sagen, ich stand zwar quasi mitten drin doch einen konkreten Anlass für die Brutalität gegenüber der Polizei konnte ich nicht ausmachen. Aber auch die Polizei möchte ich nicht zu stark loben, natürlich hatten sie an diesem Tag keinen leichten Job aber so wie ich das mitbekommen habe hat auch die Polizei das ein oder andere mal etwas daneben gegriffen und war nicht gerade sanft. Unter Deeskalation stelle ich mir auch irgendwie etwas anderes vor als mit Knüppel in die Reihen der Demonstranten zu laufen. In der Demonstration gab es ja auch ein paar friedliche Gestallten.

Naja es wird ein nächstes mal geben und beim nächsten mal wird die Polizei vieleicht eher mal im Vorfeld kontrollieren um Leute mit Schreckschußwaffen, Feuerwerkskörpern und ähnlichen Spielsachen gar nicht erst auf die Demo zu lassen anstatt sie dann später aus einer Masse rausfischen zu müssen. Ganz unvorbereitet scheinen sie dieses mal ja auch nicht gewesen zu sein, dafür wahren sie viel zu zahlreich im Einsatz. Ich glaube ich habe an diesem einen Tag in Frankfurt mehr Polizisten gesehen als in meinem ganzen Leben davor.

 

Brechthold
Brechthold gehört zu dem Gründungsteam von Contempt-it . Nach ein paar Jahren der Abstinenz jetzt wieder zurück im Adminteam um ein wenig Ordnung zu schaffen. Zu seinen Lieblingsthemen gehören Honeypots, IDS-Systeme und Servermonitoring. Neben seiner Arbeit im Adminteam werkelt er noch an seinem Brechtblog

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